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- Veröffentlicht: 17. Februar 2021
Die Rolle von körperlicher Aktivität bei COPD (chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung)
COPD führt häufig zu einer reduzierten körperlichen Leistungsfähigkeit. Regelmäßige Bewegung kann aber dazu beitragen, die physischen Kapazitäten wieder zu verbessern und Dyspnoe (Kurzatmigkeit) zu reduzieren.
Was versteht man unter COPD?
COPD (englisch: chronic obstructive pulmonary disease) ist eine chronische Lungenerkrankung, welche mit einer Verengung der Atemwege („obstruktiv“) einhergeht. Betroffen sind dabei die unteren Atemwege. Ausgehend von einer chronischen Entzündung der Atemwege verändern sich bestimmte Mechanismen der Lunge und es kommt zu einer Remodellierung, also zu Umbauprozessen und damit verbundenen krankhaften Veränderungen des Lungengewebes. Die häufigsten Symptome der COPD sind Atemnot, Husten und Auswurf. Es gibt verschiedene Formen der COPD und Folgeerkrankungen. Chronischer Husten kann ein beginnendes Anzeichen sein und sollte nicht verharmlost werden, um ein frühzeitiges Erkennen und einen raschen Behandlungsbeginn zu ermöglichen und damit den Verlauf zu mildern.
COPD zählt zu den systematischen Erkrankungen. Das bedeutet, es handelt sich nicht ausschließlich um eine Lungenerkrankung, sondern auch andere Organe und Systeme des Körpers können betroffen sein. Häufig wird COPD von reduzierter kardiovaskulärer Kapazität, reduzierter Kraft der peripheren Muskulatur, hormonellen Veränderungen, systemischen Entzündungen und erhöhtem Energiebedarf in Ruhe begleitet.
Diese Haupt- und Begleitsymptome können die Fähigkeiten körperlich aktiv zu sein limitieren. Dennoch sollte regelmäßige Bewegung Teil des individuellen Lebensstils sein oder werden!
Welche Rolle spielt körperliche Aktivität?
Ein gesunder Lebensstil ist ein wichtiges Prinzip der Behandlung von COPD. Zu den effektivsten Strategien zählt es, das Rauchen zu beenden. Dadurch wird die Mortalität reduziert und Symptome wie Husten und die Produktion von Sekret bessern sich. Sehr häufig wird auch körperliche Aktivität in der Rehabilitation angewendet, um die physische Leistungsfähigkeit, die Lebensqualität und Kurzatmigkeit zu verbessern.
Körperliche Aktivität hat positive Effekte auf physiologische und psychische Bereiche. Durch das Training verbessert sich nicht nur die Leistungsfähigkeit (verbesserte Kapazität der Sauerstoffaufnahme und Ausdauerleistung), sondern PatientInnen mit COPD erfahren weniger Angst sich zu überlasten und integrieren (wieder) mehr Aktivität in das tägliche Leben. Die gesteigerte Kontrolle der Erkrankung und der Kurzatmigkeit verbessert die Lebensqualität. Die Morbidität (Erkrankungsrate, sowie Häufigkeit von Komplikationen oder Folgeerkrankungen) sinkt.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass regelmäßiges Training zu positive Langzeit-Effekten führt, wenn dieses auch nach dem Erreichen eines bestimmten Levels (auch wenn dieser nur niedrig ist) beibehalten wird. Es gilt also: Aktiv werden UND bleiben!
Welche Art von Training wird bei COPD empfohlen?
Nachdem die körperliche Leistungsfähigkeit bei PatientInnen mit COPD reduziert ist, bringt körperliches Training sehr viel wertvolle Aspekte mit sich - physisch und psychisch. Das Training kann einerseits in stabilen Phasen der Erkrankung verfolgt werden, andererseits konnten aber auch positive Effekte in Phasen akuter Exazerbation (Verschlimmerung) beobachtet werden.
Wichtig zu beachten:
- Vor allem zu Beginn sollte das Training kontrolliert und in Anweisung eines fachkundigen Trainingstherapeuten erfolgen. Funktionelle Tests schaffen eine wichtige Basis, um individuelle körperliche Limitierungen zu kennen und das Training entsprechend zu planen.
- Die Sauerstoffsättigung spielt bei COPD eine große Rolle. Auch während dem Training sollte diese nicht unter 88-90 % abfallen. Wenn die Sättigung abfällt, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass die Trainingsintensität oder -dauer zu hoch gewählt ist. Die Sauerstoffsättigung lässt sich sehr einfach mit einem Pulsoximeter messen.
- COPD wird häufig von reduzierten kardialen Funktionen sowie erhöhtem Blutdruck begleitet. Daher sollte auch der Blutdruck während dem Training beobachtet werden. Lesetipp: Bewegung bei Bluthochdruck
- Jedes Training sollte IMMER mit einer Aufwärmphase beginnen und mit einer Cool-Down Phase enden (also ohne abrupten Abbruch).
- Individuelle Details, sowie auftretende Unsicherheiten sollten immer mit dem/der behandelnden Arzt/Ärztin besprochen werden. Auf diese Weise kann das optimale Training verfolgt werden und mehr Lebensqualität gewonnen werden.
Vor allem die ganzheitliche Integration von Ausdauer-, Kraft und Beweglichkeitstraining kann sehr gut angenommen werden. Die Häufigkeiten und Intensitäten des Trainings sollten nach den funktionellen Tests mit dem behandelnden Arzt oder Trainingstherapeuten abgesprochen werden.
Ausdauertraining:
Das Ausdauertraining kann bei niedrigen oder höheren Intensitäten ausgeführt werden (je nach individuellem Ergebnis der funktionellen Tests), und dabei jeweils in kontinuierlicher Form oder als Intervalltraining. Studien konnten hier gleiche Effekte beobachten.
Alle Aktivitäten, die große Muskelgruppen involvieren, sind vorteilhaft - zum Beispiel Fahrradfahren, Gehen und Nordic Walking, oder verschiedene Formen des Fitnesstrainings.
Krafttraining:
Beim Krafttraining sollte die Kraftausdauer im Vordergrund stehen und dabei Muskelgruppen trainieren, welche für Alltagsbewegungen wichtig sind (sowohl die Beinmuskulatur für die allgemeine Fortbewegung, aber auch die Rumpf- und Schulter-/Armmuskulatur).
Beweglichkeitstraining:
Regelmäßiges Dehnen wird auch bei COPD empfohlen und sollte Beweglichkeitsübungen für alle großen Muskelgruppen des Körpers enthalten – vom Nacken- und Schulterbereich, über den Rumpf, bis zu den Beinmuskeln. Diese Übungen können bei jedem Training integriert werden, oder auch als separate Trainingseinheit. Auch hier sollte das Aufwärmen nicht vergessen werden.
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